Pauls Blog

Botschaften des Präsidenten an das World Wide Web.

Die Mütze vom kleinen Prinz

Hallo liebe Blog-Gemeinde. Ich schaue gerne Euer Fernsehprogramm - na ja, gerne ist nicht ganz richtig. Ich schaue Eure Programme, weil es noch keinen Kuscheltierkanal gibt. Jedenfalls habe ich in der letzten Woche wieder etwas gelernt. Es gibt nämlich bei Euch Große mit einem sehr großen Glauben. Dieser Glaube scheint so wichtig zu sein, dass die gläubigen Großen bereit sind, in ihrem Leben viele unterschiedliche religiöse Regeln zu befolgen. Ihr wisst schon, was ich meine: Du darfst nicht …! Du sollst …! Du musst …!

Liebe Blog-Gemeinde, wir bewegen uns uns jetzt also in Richtung Religion. Luka meint, dass sei kein gutes Thema für einen Blog, weil man damit immer jemanden auf die Tatzen tritt. Ich finde aber, dass Meinungsfreiheit auch für Kuscheltiere gilt. Deswegen mein Hinweis: Der nachfolgende Text ist für Große nicht geeignet, die Kritik an ihrer Religion nicht ertragen. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Rabbi, Iman oder Pfarrer.

Der gut informierte Teil meiner Blog-Gemeinde weiss sicherlich schon, worum es geht. Für den anderen Teil hier eine kurze Zusammenfassung: Es gibt religiöse Regeln, nach denen kleine Große an einer bestimmten Körperstelle beschnitten werden. Diese Stelle ist … habe ich eigentlich auch minderjährige Fans (?) … da unten … also zwischen Bauch und Füßen … und hängt da so etwas rum. Verstanden? Der kleine Prinz! Und jetzt hat ein Gericht festgestellt, dass die Entfernung der Mütze vom kleinen Prinzen irgendwie gegen Grundrechte verstößt, da die Babys nicht ihre Zustimmung geben können. Ein religiös begründetes Schnipp-Schnapp sei daher eine Körperverletzung. In der Folge gab es große Proteste von eben den Religionsgemeinschaften, die glauben, dass die Mütze schon bei Babys weg gehört, um in die Gemeinschaft der Gläubigen aufgenommen zu werden. Faszinierend ist dabei, dass sich in dieser Frage Religionsgemeinschaften verbünden, die sonst wenig miteinander zu tun haben und sich sogar in anderen Teilen der Welt bekämpfen.

Jetzt habt Ihr alles, was zu einem guten Konflikt dazu gehört: Streitende Parteien und unvereinbare Auffassungen. Das Besondere an diesem Konflikt: Es geht um Glauben und damit um einen Streit, bei dem rationale Argumente nicht helfen. Als politisch denkender Beagle vermute ich, dass es bei dem großen Aufruhr nicht nur um das eigentliche Schnipp-Schnapp geht, sondern auch um den Erhalt von allen religiösen Sonderrechten, was die Konfliktbewältigung zusätzlich erschwert. Als nicht-gläubiges Stofftier kann ich mich gemütlich vor dem Fernseher räkeln und sehen, wie die Auseinandersetzung in die zweite Runde geht. Als Präsident der Allerbesten Kumpels bin ich natürlich gegen jede Form von Schnipp-Schnapp bei allen, die sich nicht wehren können.

Euer Paul, bei dem noch alles dran ist.